, Marcel Bucher

La vraie Provençe

PARAnoia in Südfrankreich

Diesen Frühling ist es endlich wieder mal soweit: Wir machen einen Clubausflug in die echte Provençe, mit allem drum und dran*.
Nachdem wir einige Jahre Ausfall oder Alternativ-Provençen (i.e. Italien) hinnehmen mussten, funktioniert Roli's traditionelles Programm heuer einwandfrei.
Und eine Richtig grosse Truppe sind wir auch noch, inklusive nichtfliegender Begleitung.

(*Drum&Dran = Fliegen, essen, biken, wandern, joggen, gemütliches Beisammensein etc.)

Sonntag 24.4.2022 Anreise nach St.Vincent

Nach dem üblichen ersten Treffpunkt bei Nyon fahren wir über verschiedene Routen nach St.Vincent. Das Wetter ist regnerisch, auf dem letzten Pass liegt noch Schnee. Trotzdem kommen die anderen alle noch zu einem kleinen Abendflug vor der Burg.
Corinne und ich sind mit Hund Mörfi mit unserem neuen Reisebüsschen unterwegs, darum suche ich zuerst mal einen Camping. Der erste ist verwaist, der zweite noch nicht offiziell offen, aber wir dürfen uns einrichten. Auch Dani und Moni kommen nach dem Flug runter zum Platz, während die anderen für eine Nacht ein Haus gefunden haben.
Dort kochen wir uns dann eine feine Carbonara nach dem besten Rezept ever :-)

Montag 25.4.2022 Fliegen St.Vincent

Bikefraktion: Morgenausfahrt.
Campervolk: Burg erstürmen. Oder zumindest umrunden.
Dann bringen Dani und Claudia ausgiebiges Provence Mittagessen. Baguette, Käse, Schinken und und und. Das traditionelle Mittagessen am Startplatz von St.Vincent halt.

Der Wind steht an, wir schwingen uns in die Lüfte, die Frauen machen sich auf eine kleine Wanderung. Bald überhöhen wir, die eine oder andere Flaute ist zu überstehen. Dann verteilen wir uns und versuchen, das Vorland zu erobern.
Nach einigen Stunden sind die meisten zurück, nur Martin fliegt gegen Süden und muss trampen, bis ihn Leo holt.

Wir verschieben nach Laragne. Roli hat ein hübsches Landhaus gefunden, und wir mit den Campern dürfen die Wiese davor belegen.
Takeout Pizza steht auf dem Menu.

Dienstag 26.4.2022 Fliegen am Chabre

Während die Frauen den Chabre per Pedes erobern - und netterweise anschliessend die Autos runterfahren, parawaiten wir am Südstart. Bis wir uns dann endlich entscheiden, zum Norden zu wechseln, ist wenistens der schöne Startteppich tipp topp gereinigt und die Nägel sind alle wieder eingeschlagen.
Einer nach dem anderen können wir Starkwindstart üben und überhöhen.

Es ist wirklich viel Nordwind drin, die Thermik ist ruppig, die Lees spülen heftig. Gegen Nord zu kommen ist ein Leiterlispiel. Mit der Thermik hoch, aber verblasen, mit unterirdischer Gleitzahl vorwärts, Repeat. Und nicht zu tief über die Ridges, wie der eine oder andere feststellen muss. Sonst geht's im Eiltempo der nächsten Landewiese entgegen.

Ich kann mein kleines Dreieck schliessen und neben dem Haus und Camper landen. Wie Dani meinte: Wenn das Landebier vor dem Schirm packen zischt, ist der Tag sicher erfüllt.
Verstreute Piloten einsammeln, Autos runterholen, Alternativprogramme starten oder chillen.

Heute essen wir im Basilic - nicht gerade das L'Araignée Gourmande, aber ok.

Mittwoch 27.4.2022 Chabre zum zweiten

Ein weiterer super Flugtag: Blau, Wind etwas schwächer als gestern, und vor allem in Starthöhe kein Nord, so dass der Südstartplatz kein Problem ist.
Während Corinne und Moni einen weiteren Wandertag einlegen, lässt sich Claudia auf das Abenteuer Biplace ein und fliegt mit Leo ein hübsches FAI nach Serres.

Am Startplatz warten wir zuerst bis die Thermik sich zuverlässig etabliert hat - und bei mir der blinde Eidechsenpassagier aus der Kalotte operiert ist - dann starten wir in die schöne Chabre Luft.
Es geht bei allen sehr schnell sehr hoch. Urs, Roli und Peter biegen nordwärts ab, ich steige am Ende der Chabre-Kette im Geradeausflug auf über 3000m und muss beim Luftraum umdrehen.
Quer über die Hügel Richtung Serres treffe ich Martin, dann stehe ich weiter nördlich plötlich an einem mir unbekannten Luftraum an und drehe um. Später erfahre ich - dort hätte man fliegen dürfen...

Einer nach dem anderen kommen wir am Deltalandeplatz an und werden von Claudia abgeholt, die auch hilft, die Autos zurückzuholen. Wieder mal hat Martin den längsten Schnauf, erst kurz vor Abendessen - vietnamesich im Que Hong - trudelt auch er ein.

Donnerstag 28.4.2022 Schon wieder Chabre

Gemütlich zMorge ässe, die einen im Dorf, die Camperfraktion in der Sonne vor dem Haus.

Moni und Corinne besuchen den grossen Markt in Laragne, Claudia fährt mit uns hoch und bringt Peter's Auto wieder runter - er muss heute noch nach Hause.

Wieder die Frage: Südstartplatz, im Lee des schwachen Nordwindes, aber näher an der Thermik, oder Nord: klarer zum Starten aber schwieriger zum Höhe machen.
Peter und ich bleiben Süd, die anderen wechseln. Wir müssen dafür einige schlechte Zyklen lang die Schirme festhalten - Stichwort Dustdevil.
Zwei gute Zyklen reichen uns um zu starten, und wir finden beide Thermik im Lee des Deltastartplatzes. Bald sind wir hoch und sehen auch die anderen abheben.

Wieder werden unterschiedliche Routen geflogen. Ich wie gestern ans Ende der Chabre-Ridge, unter den Luftraum und mit wenig Höhe retour. Darum muss ich die hässlichtsten Böller ever mitnehmen, mindestens für einige hundert Meter. Dann kann ich weiter und es geht im Schellaufzug unter die Wolken. Und noch weiter.
Kompassfliegen, danach Wolkenslalom. Auch beim Antennenberg geht's aus dem leichten Nordlee schnell an die Basis. Zu schnell? Rundum hat's jetzt schon recht grosse Wolken, über dem Chabre hängt ein dunkles Ding und aus einigen schiessen kleine Türmchen. Die Wolkenstrasse gegen Nord, die ich nehmen wollte, wirkt auch immer dichter, und weit Nord und Süd sind sie schon sehr gross.
Abbruch, raus ins Blaue über Laragne, und eine schöne Landung beim Haus. Die meisten sehen das ähnlich und bald sind wir beim Wandern, Biken Joggen, oder - Claudia! - am Chabre erklimmen und Auto runterfahren. Danke!
Dani und Martin trauen dem Blauen und fliegen, wo es weniger bedrolich wirkt. Tatsächlich fällt auch alles immer wieder zusammen, nur weiter südlich leert ein Fluffy mal kräftig aus.

Heute dürfen wir zu zehnt ins Laraigne Gourmande und uns so richtig verwöhnen lassen. Tradition Paranoia Provençale.

Freitag 29.4.2022 Wo wohl: Chabre!

Einige Zirren halten uns nicht ab, es soll wieder gut werden.
Oben das übliche Abwarten, aber die Thermik sieht eigentlich trotz Zirren zuverlässig aus. Wir ersten drei kommen dann auch gut raus und rauf, die anderen müssen sich etwas länger gedulden und eine Flaute abwarten.

Zuerst läufts gut, aber weiter nördlich ist dann sehr viel Wind aus allen Richtungen drin. Beim Antennenberg spülts mich ein erstes Mal durch's Lee runter. Woher der Nord dort kommt ist mir schleierhaft. Eigentlich müsste es SW oder W haben, nach allen Angaben und der Messstation.
Na ja, nach dem Gerumpel kommt warme Luft von einer kleinen Kante und ich kann mich über's Tal schieben lassen, wo der nächste Low Save ansteht. Vom angepeilten Landefeld geht's doch noch mal hoch, aber auch hier: sehr schräg mit sehr viel West.
Für mich ist gut und ich gehe landen. Wie alle anderen auch.
Alle? Natürlich nicht, Martin fliegt wieder bis er kaum mehr runter kommt.

Essen gibt's heute beim kleinen Bruder von gestern - Le P'tit Gourmet :-)

Samstag 30.4.2022 Heimfahrt

Am Morgen hat's dichte Bewölkung, und so beschliessen wir Alternativprogramme vor der Heimfahrt: biken, radeln, wandern.
Von St.Genis aus durchqueren die Biker und Wanderer die wunderschöne Gorges de Riou. Die Biker bis auf den Kraterrand und aussen runter, die Wanderer verweilen am Bächlein und kehren durch die Schlucht zurück.

Dann geht's für alle auf die lange Heimfahrt. Zum Abschied könne wir bis zum Col der la Croix-Haute immerhin nochmals die eindrückliche Landschaft der Südalpen auf uns wirken lassen.

À l'année prochaine, Provençe vraie!

Vielen Dank an Roli für's Organisieren und an alle Teilnehmer für eine wunderschöne, entspannte Woche.