, Marcel Bucher

H&F Windgällen

Poetischer Herbstflug im Schächental

Urs lädt zum letzten offiziellen Hike&Fly des Jahres ins Schächental. Von Spiringen nehmen wir die nostalgischen "Niederberger Schiffli" nach Chipfen und Tristel. Schon die sind eine Reise wert! (Ganz zu schweigen vom Bilderbuch-Urner, der uns mit Bart und Pfeife die Jetons verkauft :)

Tanja, Gastpilot Marcel, Dani, Urs, Fabian (mein Göttibueb, vor seinem ersten Tandemflug) und ich nehmen den angenehmen Weg über den Schächentaler Höhenweg und die Butzlichöpf zu den Lawinenverbauungen unter der Schächentaler Windgällen in Angriff (6km, 600hm, 1:45h). Vorbei an einigen wenigen verbleibenden Kühen und Geissen wandern wir tratschend im schönsten Herbstwetter unserem Startplatz zu.

Oben setzen wir uns die Sonne, verdrücken unser Proviant und werweisen, ob wir es aus dem engen und eher lande-unfreundlichen, kabelverseuchten Tal raus ins Haupttal schaffen würden, wo sich zum Glück trotz Höhenwind aus Süd bisher kein Föhn andeutet. Rein mit Gleitleistung würde es wohl knapp, aber wir hoffen, wenn auch nicht auf viel Thermik, so doch auf eine tragende Linie. Ich darf heute nochmals Urs' Savage fliegen, und mache mir deshalb am wenigsten Sorgen, so rein Gleitzahlmässig :)

Unser Starthang ist steil, die Wiese ungezähmt, das Auslegen nicht ganz einfach, aber dank ein wenig thermischem Aufwind kommen wir alle problemlos weg, allen voran Urs und Fabian am Tandem. Angefeuert werden sie dabei von der johlenden Picknick-Truppe auf den Butzlichöpf.
Die beiden finden tatsächlich etwas Thermik über der Grotzenegg (am Guferli. Was für lustige Namen den Urnern so einfallen!), und Dani, Marcel Tanja und der Tandem kreisen schon bald auf Startplatzhöhe und können so den Flug verlängern.

Als ich dann auch endlich bereit bin - der Fotograf ist immer der letzte - sind die anderen schon weg und hangeln sich den Alpwiesen entlang immer tiefer zum Talausgang, wo es ihnen gerade so reicht bei Altdorf zu landen.
Ich habe mehr Glück und kann hinter der Seilbahnstation von vorher an die imposanten Felswände aufdrehen und mit viel extra Höhe an den Eggbergen vorbei raus fliegen. Davor checke ich noch schnell die Windstationen: Flüelen hat Talwind, Altdorf auch - kein Problem.

Bald freuen wir uns alle am Landeplatz über den gelungenen Ausflug und schliessen den Tag mit den letzten Sonnenstrahlen bei Pizza in einem Gartenrestaurant in Altdorf ab.

Gratulation an Fabian zu seiner Flugpremiere, die er mit Urs sichtlich genossen hat, und danke Urs für die Organisation.

Marcel, Oktober 2021

PS: Poetische Anekdote

Im Rahmen von "Poesie Mobil" hängen in vielen Urner Bergbahnen kleine Gedichte. Auch in den "Schiffli" von Spiringen nach Chipfen und Tristel findet sich welche.
Eines endet - wenn ich mich recht erinnere - so oder ähnlich:

"Nur in einem sind sie sich alle gleich
Keiner von ihnen hat Flügel
Kein einziger" *

Momol, heute schon.
Alle sechs von uns :-)

*) Zur Vogelkunde, Erwin Messmer, aus "Klartext zum Wasserglas"