, Adrian Lutz

Piz Palü 3899 müM

Hochalpines Hike&Fly auf den Piz Palü 12./13.9.2020

Dieses Jahr stand der Piz Palü als hochalpines Hike&Fly auf dem Club-Programm. Mit einer Höhe von 3900 m und seinen formschönen drei Pfeilern ist der Piz Palü auch bei Bergsteigern ein sehr beliebtes Ziel. Zudem bietet er gute Startmöglichkeiten nach Süden, Westen und Norden sowie einen langen Flug ins Engadin oder einen noch längeren Flug ins Puschlav.
 
Neben Roli als Organisator waren dieses Jahr auch Martin, Urs und Adrian mit von der Partie. Die Wetterprognosen waren vielversprechend: Schönes Wetter und nur schwache Winde aus Sektor Nord. Zwei Wochen vorher waren oberhalb von 3500 m noch fast zwei Meter Neuschnee gefallen, aber dieser hatte sich in der Zwischenzeit gut gesetzt. Somit konnten wir auch auf dem Gletscher und den Firngraten mit guten Bedingungen rechnen. Die Voraussetzungen für eine gelungene Tour waren also gegeben.
 
Am ersten Tag konnten wir es locker nehmen: Es stand nur die Anreise ins Engadin sowie die Fahrt mit der Luftseilbahn auf die Diavolezza auf dem Programm. Für die Fahrt hatten wir viel zeitliche Reserve eingeplant, um die letzte Bahn auf die Diavolezza um 17 Uhr sicher nicht zu verpassen. Völlig unerwartet wurde es dann dennoch sehr knapp, da wir wegen einer Tunnelsperrung und langem Stau fast eine Stunde länger hatten als geplant. Zum Glück war das Bahnpersonal so nett, fünf Minuten auf uns zu warten. Wir hatten uns schon darauf eingestellt, anstelle der gemütlichen Fahrt mit der Luftseilbahn die knapp 1000 Höhenmeter zur Diavolezza zu Fuss in Angriff zu nehmen.
 
Auf der Diavolezza angekommen bezogen wir unsere Unterkunft im Berghaus. Der Piz Palü präsentierte sich im schönsten Abendlicht und weckte unsere Vorfreude auf den nächsten Tag. Die Diavolezza ist wirklich ein ganz besonders schöner Ort und immer wieder einen Besuch wert!
 
Am nächsten Tag hiess es bereits um 04:30 Uhr aufstehen. Gegen 05:30 Uhr ging es los: Es war noch stockdunkel und wir waren froh, dass wir (fast alle) gute Stirnlampen dabei hatten. Wir folgten den Wegspuren zur Fuorcla Trovat und dann weiter auf den Pers-Gletscher. Dort montierten wir die Steigeisen und seilten uns an. Der Aufstieg über den Gletscher war sehr eindrücklich: An mehreren Stellen mussten wir grosse Gletscherspalten überqueren. Zum Glück waren die Schneebrücken über den Spalten sehr solide und die Aufstiegsspur in sehr gutem Zustand. So erreichten wir nach gut drei Stunden Aufstieg den Sattel vor dem Ostgipfel auf ca. 3730 m.
 
Für den weiteren Aufstieg teilten wir uns in zwei Zweierseilschaften auf, um den Aufstieg durch die steile Ostflanke und die anschliessenden Schneegrate auf Ost- und Hauptgipfel sicher bewältigen zu können. Dieser Teil des Aufstieges war der absolute Höhepunkt der Tour: Der Grat zwischen Ostgipfel und Mittelgipfel ist wirklich messerscharf, recht ausgesetzt und sehr eindrücklich. Definitiv nichts für schwache Nerven oder Leute mit Höhenangst! Zum Glück waren die Bedingungen optimal und wir konnten von einer sehr guten Spur profitieren. So erreichten wir kurz vor 10 Uhr das grosse Gipfelplateau. Die Aussicht von dort oben war fantastisch!
 
Das Wetter auf fast 4000 m präsentierte sich sehr angenehm. Es war recht warm und fast windstill, so dass wir die Aussicht im T-Shirt geniessen konnten. Wenn etwas Wind vorhanden war, dann kam er aus östlichen Richtungen. Von der Richtung her nicht ganz optimal, da nach Osten keine Startmöglichkeit besteht. Allerdings war der Wind so schwach, dass dies kein Problem war. Roli, Martin und Urs starteten nach Süden, während Adrian das flachere Startgelände nach Norden bevorzugte. So waren alle schnell in der Luft.
 
Der Flug führte uns vom Piz Palü nach Süden ins Puschlav. Die Bedingungen waren optimal und der Flug ein Genuss. Mit fast 3000 Metern Höhendifferenz stand einem längeren Flugvergnügen nichts im Weg. Etwas weiter unten im Tal trafen wir sogar bereits auf Thermik, so dass wir den Flug auf über eine Stunde verlängern konnten. Schliesslich landeten wir in Poschiavo neben dem Bahnhof. Was für ein Kontrast: Eben noch auf fast 4000 Metern über Meer im ewigen Schnee, nun plötzlich auf einer schönen Blumenwiese in der Wärme!
 
Die rhätische Bahn brachte uns dann über den Berninapass zurück ins Engadin, wo wir in Pontresina das wohlverdiente Landebier genossen. Vielen Dank, Roli, für die Organisation. Du hattest wie immer ein gutes Gespür für eine lohnende Tour!