, Jürg Wolf

Speedflying 2007

Hallo PARAnioaner hier ein kleiner Erlebnisbericht zu einem aktuellen Thema Speedflying

Letzten Freitag 9.3.07 habe ich in Davos bei Muck von der Flugschule Luftchraft (http://www.luftchraft.ch/) eine Einführung in diesen Trend geniessen können. Meine Zusammenfassung dieses Tages: Super Einführung durch Muck, ein genialer Tag und ... Coole Sache!

Aber nun im Detail: Für diejenigen von Euch, die schon länger fliegen (so ca. 15 Jahre und mehr), wird es vom Gerät und fliegerisch nichts neues sein - die Speedflyer haben haben Eintrittsöffnungen wie Schlafsäcke und einen Gleitwinkel von eins zu Stein. Starts sind absolut unproblematisch - Landungen auch, wenn man sich an ein paar Grundregeln hält. Dazu gehört vor allem das Kennenlernen des Flugverhaltens und des Speeds beim bremsen resp. ungebremsten Flug. Hier kann ich vor allem den Artikel im Swiss Glider als Lektüre empfehlen. Eine Umgewöhnung ist hier schon notwendig!
Eine weitere Eigenart, die man berücksichtigen muss ist die absolut direkte Steuerung. Ich habe ja schon vorher gelesen und gehört, dass die Steuerung direkt ist - aber dass sie SO direkt ist, habe ich nicht gedacht. Jedenfalls habe ich mich schnell daran gewöhnt und habe vor allem schätzen gelernt, dass man so nicht nur schnell Fehler machen kann - man kann sie auch genauso schnell korrigieren. Da bleibt nur noch die Frage im Raum stehen, wie schnell man reagieren kann...

Nach ein paar Einweisungsflügen und den ersten Runs im Speedflying-Gebiet auf Jakobshorn beim Jatzlift habe ich sehr schnell das Lustige und Witzige dieses Sports kennenlernen können: schnelle Richtungswechsel mit hoher Kurvenneigung und gleichzeitigem Herabstechen aus der Kurve heraus. Irgendwie kam da bei mir sehr schnell das Feeling eines Kampfpiloten auf mit dem Unterschied, dass man das Fluggerät nicht hochziehen kann... Auch der Vergleich mit einem Hubschrauber beim Konturenflug dürfte nicht allzuweit weg sein.

Die einzelnen Runs dauerten je ca. 1 Minute, ein Umlauf (Start bis zum nächsten Start) ca. 15 Minuten wenn man am Lift nicht anstehen muss. Verglichen mit dem Gleitschirm ist das Verhältnis zwischen Flugvorbereitung/Zusammenräumen und dem effektiven sportlichen Erlebnis natürlich absolut vernichtend, aber wenn man vor 20 Jahren _danach_ gefragt hätte, gäbe es den Gleitschirmsport heute auch nicht. Hier geht es mehr darum, etwas Neues zu erproben und die Stärken dieses Sportes zu erleben. Diese liegen nicht darin, hoch und weit zu fliegen, sondern die Agilität des Fluggerätes auszukosten und ein hangnahes Fliegen zu geniessen, wie es mit dem Gleitschirm nicht möglich ist. Der Speed ist nicht mit dem Gleitschirm zu vergleichen (80km/h plus) obwohl man dieses Tempo weniger wahrnimmt als beispielsweise beim Autofahren.

Für die meisten routinierten Gleitschirmflieger ist das Speedflyen sicher eine tolle neue Erfahrung, die jedoch (zumindest bei mir) nicht den Adrenalinkick bringt, wie ich es vorher erwartet habe. Wer den Kick sucht, findet ihn (wie auch beim Gleitschirmfliegen) in der extremen Anwendung des Fluggeräts indem man durch Wälder, Bergflanken und über Klippen jagt. Bleibt man "im normalen Rahmen", ist es ein Sport wie es das Gleitschirmfliegen auch ist - einfach mit anderen Ausprägungen.

Zum Abschluss dieses Berichtes möchte ich noch kurz Speed und Gleitverhalten des Speedflyers zu veranschaulichen: Am Ende dieses genialen Tages sind wir vom Gleitschirm-Startplatz auf dem Jakobshorn im direkten Flug nach Davos hinuntergeflogen. Die Kante über den Usser-Isch-Lift haben wir mit ca. 30 Meter Höhenreserve geschafft und nach maximal 3-4 Kurven und insgesamt 3 Minuten Flugzeit sind wir am Landwasser gelandet. Das schafft man nicht mal mit Spiralen....! ;-)

Happy Landing
Jürg