, Daniel Wirz

Hike & Fly zur Hochwang

Hike & Fly zur Hochwang im Schanfigg, Oktober 2016

Adrian hat sich wieder einmal ein sehr lohnendes Ziel für ein Hike & Fly ausgedacht. Gut, man könnte einwerfen das sei Edelkitsch. Unbestritten war das Wetter schon etwas gar makellos für den Hardcore Alpinisten, der Himmel vielleicht eine Spur zu stahlblau und die milden Temperaturen an der Herbstsonne im T-Shirt auf 2500 m.ü.M. vielleicht ein bisschen zu lieblich. 

Dass uns die Rätische Bahn und ein kurzer Sessellift die Hälfte der total 2000 Höhenmeter abgenommen hat, verhindert wirksam das Aufkommen übertriebener X-Alps Ambitionen. Gehen wir es doch etwas gemütlicher an, dafür bleibt uns der rotstierige Gummibärlisaft erspart.

Da sich also der Ausdauer-sportliche Aspekt diesmal etwas im Hintergrund hält und wir andererseits einen längeren Gleitflug in der ruhigen Herbstluft nach Chur geplant haben, hatte ich mich gegen meinen superleichten ’Speedflyer’ und für die ‘schwerste’ meiner Ausrüstungen entschieden. Das sollte ich nicht bereuen, aber fangen wir vorne an:

War sind diesmal nur zu zweit und ich treffe Adrian in Chur im Zug nach St. Peter-Mollinis. Von dort geht es zum Warmlaufen zuerst mal gute 350 Höhenmeter rauf zum Sessellift, der grad ein technisches Problem hat als wir ankommen. Aber wenige Minuten später ist die Sache geklärt und wir voluntieren als Versuchskaninchen, immerhin hätten wir ja - ganz ungewohnt für mich auf H&F - diesmal sogar die Notschirme dabei, falls der Lift wieder stehen bleibt ;)

 

Aber auch der Nervenkitzel hält sich in Grenzen, nach einigem Stottern liefert uns der Sessellift unbeschadet an der Bergstation ab, von wo aus uns weitere 700 Höhenmeter zu Fuss zum Hochwang erwarten. Die Luft ist wunderbar warm, der Boden weiter oben stellenweise aber noch gefroren. Dort wo es auftaute, heisst es aufpassen. Der Trampelpfad ist schmierig-rutschig.

Auf dem Gipfel angekommen, sind wir nicht ganz allein. Angesichts der milden Temperaturen, bleiben die meisten Wanderer ein Weilchen oben sitzen für ein ausgedehntes Gipfelpicknick. Wir wollen es aber schon bald wissen und steigen ein paar Meter ab, bis zu ersten als Startfläche geeigneten Wiese. Der Start-Wind könnte nicht besser sein, so dass auch die raffinierten Widerhaken in der lokalen Flora kein grosses Problem sind. Die umummantelten Leinen verheddern sich zwar gerne darin, aber bei dem perfekten Startwind kann man sie problemlos rausschütteln.

Direkt nach dem Start kann ich 30 Höhenmeter bis auf Gipfelhöhe aufdrehen und ein Weilchen in der Hangthermik soaren. Sobald diese nachgibt gleite ich los und versuche die erste Geländerippe auf dem Weg nach Chur zu überfliegen. Das wird leider nichts, ich erwische den Spülgang und fliege die ganze Rippe entlang im Lee Richtung Tal hinaus, bis diese endlich steiler abfällt und mich Richtung Westen fliegen lässt. Der Rest des Fluges war ruhig und ereignislos, nur die Schafherde in Chur fühlte sich etwas gestört durch meinen Anflug. Wenig später landet auch Adrian am selben Ort und ich erlöse ihn aus dem Elektrogatter.

Auch ohne Streckenrekorde, exzessive Leistungsbeweise oder Adrenalin Kitzel durch grenzwertige Startbedingungen kann so ein Tag ein äusserst INTENSIVES Erlebnis sein. Vielen Dank Adrian, bis bald mal wieder!